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  • AutorenbildSarah Hudson

Geschlechtergerechte Sprache: Auch im Englischen lauern Fallstricke



Dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein wichtiges Thema ist, dürfte inzwischen in den meisten Köpfen angekommen sein. Umso wichtiger ist es, auf das Gendering, also eine möglichst geschlechtsneutrale Sprache zu achten. Mit Taktgefühl kommunizieren – das müssen Unternehmen und Organisationen spätestens jetzt lernen, wenn sie ihre (potenziellen) Kunden nicht vor den Kopf stoßen wollen.


Egal ob Website oder Blogartikel: Wer seine Texte vom Deutschen ins Englische übersetzen lässt, arbeitet im Idealfall mit einem muttersprachlichen Profi zusammen, der sich mit dem Thema auskennt und die Erwartungen der englischsprachigen Zielgruppe versteht. Und diese Erwartungen ändern sich laufend. Zwar müssen die Anglofonen sich nicht mit der Frage „Gendersternchen, Doppelpunkt oder doch Binnen-I?“ herumplagen. Doch genauso, wie im Deutschen das Wort Fräulein inzwischen tabu ist, gibt es auch im Englischen Wörter, auf die Gesprächspartner pikiert reagieren könnten.


Wörter wie policeman (Polizist) oder fireman (Feuerwehrmann) werden heute in der Regel nicht mehr verwendet. Stattdessen kommen geschlechtsneutrale Alternativen wie police officer und firefighter zum Einsatz. Weitere Beispiele sind Wörter wie chairman, das durch chairperson oder chair ersetzt wurde, und stewardess, für das heute der Begriff flight attendant üblich ist.


Und der Oscar geht an...


Sollte eine Schauspielerin mit der weiblichen Bezeichnung actress angesprochen werden oder ebenso wie ihre männlichen Kollegen als actor? An dieser Frage scheiden sich die Geister.


Die irische Schauspielerin Fiona Shaw (bekannt für ihre Rolle als Mrs. Dursley in den Harry-Potter-Filmen) sagt dazu beispielsweise: „ ... die Erfahrungen, die eine Schauspielerin macht, unterscheiden sich so grundlegend von denen eines Schauspielers, dass jede Illusion, man könnte das dadurch ändern, dass man beiden die gleiche Bezeichnung gibt, einfach Quatsch und höchstens Fassade wäre.“ Whoopi Goldberg dagegen macht in einem Zeitungsinterview die Gegenseite auf: „Eine actress kann nur eine weibliche Figur spielen. Ich bin actor – ich kann jede Figur spielen.“


Es kommt also ganz auf die persönliche Vorliebe an und ich kann mir vorstellen, dass Journalisten in den meisten Fällen den Schauspieler oder die Schauspielerin einfach direkt danach fragen.




Pronomen: Das Richtige ist nicht immer korrekt


Wenn sich ein englischer Muttersprachler um eine genderkonforme Ausdrucksweise bemüht, sieht es für die deutschen Leser manchmal so aus, als habe sich der andere im Pronomen geirrt. Der folgende Satz ist ein gutes Beispiel dafür:


Sometimes German speakers of English believe that an English speaker has made a mistake with his or her pronouns.


Grammatikalisch gesehen ist dieser Satz richtig. Und auch der Tatsache, dass es sich bei dem English speaker sowohl um einen Mann als auch um eine Frau handeln könnte, trägt er Rechnung: Beide Pronomen, his und her, werden verwendet. Dennoch ist das aus Sicht eines Muttersprachlers nicht die beste Lösung. Warum? Zum einen macht die Verwendung beider Pronomen den Satz unnötig lang und umständlich. Und zum anderen: Was, wenn der English speaker, um den es hier geht, sich selbst weder als Mann noch als Frau fühlt?

Eine elegantere und politisch korrekte Lösung bietet hier das sogenannte singular they/their, das das dritte Geschlecht mit einschließt:


Sometimes German speakers of English believe that an English speaker has made a mistake with their pronouns.


Noch besser und einfacher ist es – und das ist ähnlich wie im Deutschen –, das Subjekt im Plural zu verwenden, um das Problem ganz zu umgehen:


Sometimes German speakers of English believe that English speakers have made a mistake with their pronouns.


Hey guys! ist gender-technisch out.


Die Anrede Hey, guys! wird oft als Begrüßung verwendet, manchmal auch, um in einem Meeting oder einer Veranstaltung die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu erheischen. In letzter Zeit verwenden viele sie allerdings nur noch ungern – denn mit guys schließen sie explizit all diejenigen aus, die sich selbst nicht als männliches Wesen sehen. Manche empfinden den Ausdruck als female-minimising, also frauenverachtend, oder schlicht als störend und nervig. Besser ist es, auf andere, neutralere Formulierungen auszuweichen, wie Hey, all, Hi, everyone oder auch Ya'll für alle, die auf der anderen Seite des großen Teichs leben.


Manchen Menschen stoßen Begriffe, in denen das Wort man enthalten ist, generell sauer auf: man-made (künstlich hergestellt), mankind (Menschheit), manpower (Personal) usw. Hier gibt es die Möglichkeit, auf geschlechtsneutrale Alternativen auszuweichen, in dem Fall z. B. auf synthetic, humankind und workforce. Natürlich spielen bei der Wortwahl immer auch persönliche Präferenzen eine Rolle.


Dennoch ist es wichtig zu wissen, welche Formen am weitesten verbreitet sind. Erfahrene Übersetzerinnen und Übersetzer führen zunächst eine gründliche Recherche durch und passen ihre Ausdrucksweise dem Kontext und der Zielgruppe an. Dazu gehört auch das Beobachten neuer Trends und die Nutzung einschlägiger Quellen, wie z. B. der Leitfäden, die vom National Health Service in Großbritannien, von der UNESCO oder vom Europäischen Parlament herausgegeben werden (siehe die Links unten).


Unabhängig davon, ob Sie persönlich der Meinung sind, dass wir unseren Sprachgebrauch anpassen sollten, um auf das Empfinden unseres Gegenübers Rücksicht zu nehmen – es empfiehlt sich in jedem Fall, sich die Ausdrücke und Redewendungen, an denen sich andere stören könnten, bewusst vor Augen zu halten.


Sind Ihnen solche problematischen Ausdrücke und Floskeln schon mal begegnet? Und haben Sie auch eine clevere Lösung, wie sich das ein oder andere Fettnäpfchen geschickt umgehen lässt? Ich bin gespannt, auf Ihre Sichtweise!


Transkreiert von Magali Karee & Sarah di Fausto von Saramatik German Transcreation https://saramatik-transcreation.com/



Magali Karee, SEO Translation und Transcreation Specialist, Co-Founder von Saramatik, spricht und schreibt gerne Klartext.













Sarah Di Fausto, English and Italian to German transcreator, copywriter and enthusiastic globetrotter – in both the real and the language world.









https://en.unesco.org/system/files/guidelines_for_pp_-_annex_3.pdf

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